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Die Eingewöhnung bei uns zu Hause

 

Eingewöhnung in meiner Kindertagespflege

 

Jeder Übergang ist individuell

Jedes Kind ist einzigartig – und deshalb verläuft auch jede Eingewöhnung individuell.
Viele Kindertagespflegepersonen orientieren sich am „Berliner Modell“. Auch ich habe dieses Konzept kennengelernt, aber mit der Zeit festgestellt, dass es nicht für jedes Kind ideal passt.

Mir ist wichtig, dass Sie wissen, was in dieser besonderen Phase auf Sie und Ihr Kind zukommt – und dass wir sie gemeinsam, liebevoll und in Ruhe gestalten.

Eingewöhnung bedeutet Vertrauen – nicht Trennung.

 

Frühe Bindung & Urvertrauen

Ein neugeborenes Kind ist ohne feste Bezugsperson nicht lebensfähig.
Die Grundlage für alle Entwicklungsprozesse ist die sichere Bindung zu Mutter, Vater oder einer anderen vertrauten Bezugsperson.

Nur durch kontinuierliche, liebevolle Zuwendung kann ein Kind ein Urvertrauen in sich selbst und in die Welt entwickeln.
Dieses Urvertrauen bildet die Basis für Neugier, Lernfreude und Selbstvertrauen.

Wenn die geliebte Bezugsperson geht, versucht das Kind, diese Bindung wiederherzustellen – es weint, sucht Nähe und tröstet sich, sobald die Bindung wieder sicher ist.
Das zeigt: Ihr habt alles richtig gemacht – euer Kind vertraut euch vollkommen.

 

Loslösung & neue Beziehungen

Etwa ab dem ersten Lebensjahr beginnt die erste Loslösungsphase.
Das Kind wird offener für neue, verlässliche Bezugspersonen – zum Beispiel für mich als Tagesmutter.

Manche Kinder zeigen das deutlich, andere etwas leiser.
In dieser Phase ist es wichtig, dass Kinder sanft neue Bindungen aufbauen dürfen, ohne dass die alte Bindung leidet.
So entsteht Selbstständigkeit auf einem sicheren Fundament.

 

Die Eingewöhnung bei mir

Babys unter etwa 6–7 Monaten zeigen äußerlich oft noch keine Trennungsängste – aber ihr Körper reagiert dennoch mit Stress.
Darum ist die Anwesenheit der Eltern in der Eingewöhnung unbedingt notwendig.

Nur so kann sich das Kind an die neue Umgebung ohne Überforderung anpassen.
Ein Kind wird sich nie so eng an mich binden wie an seine Eltern – und das ist genau richtig so.
Aber durch eine positive, stabile Eltern-Kind-Bindung kann es lernen, auch mir zu vertrauen und sich bei mir wohlzufühlen.

 

Ablauf der Eingewöhnung

1️⃣ Die ersten Tage – Ankommen in Ruhe

In den ersten Tagen kommen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind für etwa 1–2 Stunden zu uns.
Ihr Kind darf alles in Ruhe entdecken, beobachten und sich jederzeit zu Ihnen zurückziehen.

? Ihre wichtigste Aufgabe: Einfach da sein.
Nicht drängen, nicht animieren – Ihr Kind bestimmt das Tempo.

Ich biete sanfte Spielimpulse an, beobachte und reagiere auf Kontaktangebote Ihres Kindes.
So entsteht Vertrauen – ganz behutsam.

 

2️⃣ Erste kurze Trennungen

Nach einigen Tagen versuchen wir erste, sehr kurze Trennungen.
Sie verabschieden sich klar und ruhig („Ich hole kurz etwas aus dem Auto“) und bleiben in der Nähe.

Ich rufe Sie zurück, bevor Ihr Kind Sie stark vermisst – so erlebt es: „Mama oder Papa gehen – aber sie kommen immer wieder!“

Die Trennungszeiten werden ganz individuell verlängert. Manche Kinder sind nach wenigen Tagen soweit, andere brauchen einige Wochen – beides ist völlig normal.


3️⃣ Stabilisierung & Vertrauen

Die Eingewöhnung gilt als abgeschlossen, wenn Ihr Kind sich bei mir trösten lässt, fröhlich spielt und Sie beim Abschied zuversichtlich loslassen kann.
Aber auch danach sind Rückschritte ganz normal – zum Beispiel bei Krankheit, Entwicklungsschüben oder nach einem Wochenende.

Dann besprechen wir gemeinsam, wie wir Ihrem Kind Sicherheit geben können.

 

Zeit & Geduld

Jedes Kind bekommt bei mir so viel Zeit, wie es braucht, um sich sicher zu fühlen.
Es gibt keinen festen Zeitrahmen – und kein „richtig“ oder „falsch“.

Gerade am Anfang ist es hilfreich, wenn Kinder

  • noch nicht sofort den Mittagsschlaf in der Gruppe halten müssen,

  • ich Pflegemomente wie Wickeln erst übernehme, wenn Vertrauen gewachsen ist,

  • und ein gestilltes Kind erlebt hat, dass auch andere Personen es trösten und beruhigen können.

 

Mein Grundsatz

„Eingewöhnung ist kein Sprint – sie ist der erste gemeinsame Schritt in eine neue, sichere Welt.“

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© Silvia Bathelt